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die neun Ebenen
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ie Grundlage für das heute gültige System der Nomenklatur ist das von Carolus Linnaeus 1758 aufgestellte "Systema Naturae". In der 10. Auflage dieses Systems sortierte Linnaeus (eigentlich Carl von Linné) den Tiger und andere von Ihm beschriebenen katzenartige Raubtiere in die Gattung Felis ein. Die Gattung Felis war damals die einzige Gattung für die großen Raubkatzen. Auf Gattungsebene gab es keine weitere Unterteilung.

Das erste System dieser Art, um zu versuchen alle Lebensformen formal einheitlich einzuordnen, erstellte Aristoteles bereits vier Jahrhunderte vor Christi Geburt auf. Dies war der erste Versuch eines solchen Unterfanges. Obgleich dieses System noch viele gravierende Mängel aufwies, diente es doch als Orientierung für viele anderen Forscher und Gelehrte, welches Aristoteles in seinen Bestrebungen nacheiferten und übertreffen wollten.

Wer nähere Informationen über die systematische Einordnung des Tigers sucht, der sollte in den Teil der Taxonomie sehen, der speziell dafür geschrieben wurde - Taxonomie des Tigers. Um zu die Einteilung verstehen zu können, muß man über deren Aufbau bescheid wissen.

Die Einteilung ins "Systema Naturae" erfolgt mit neun klassischen Ebenen. Die wären, von oben nach unten sortiert, Reich, Stamm (lat. Phylum), Unterstamm (lat. sub-phylum), Klasse, Ordnung (lat. Ordo), Familie (lat. Familia), Gattung (lat. Genus), Art und Rasse.

Im Verlaufe der folgenden Ausführungen werde ich die deutschen Begriffe verwenden, da die lateinischen Wörter hin und wieder zu Verwirrungen führen könnten. Die oben aufgeführten neun Ebenen sind wissenschaftlich gesehen jedoch nicht ausreichend, um eine genaue Klassifikation zu gewährleisten. Aus diesem Grund werden Zwischenritte wie Äste, Über- und Unterfamilien verwendet. Zusätzlich sind noch Zahlenangaben enthalten, welche die Nummer eines beispielsweise Unterstamm angeben und in der Form "Unterstamm (2)" notiert werden.

Anhand wichtiger Eigenschaften der einzelnen Organismen legt man Gruppen fest, deren Mitglieder übereinstimmende Merkmale aufweisen, während sie sich von anderen Gruppen stärker unterscheiden. In der modernen Systematik gilt es insbesondere, Artengruppen so abzugrenzen, dass die Einteilung entwicklungsgeschichtliche Abläufe widerspiegelt, die zur Entstehung der einzelnen Lebensformen geführt haben (zu Zeiten Carl von Linnés wurden Arten lediglich auf der Basis leicht zu erkennender äußerer Merkmale eingeordnet). Die Gruppen bilden eine Art Pyramide oder Hierarchie, deren einzelne Ebenen dem unterschiedlichen Grad der entwicklungsgeschichtlichen Verwandtschaft entsprechen. Am unteren Ende der Hierarchie stehen mehrere Millionen Arten, die jeweils aus einzelnen, nahe verwandten Lebewesen bestehen. Das obere Ende der Hierarchie bilden die Organismenreiche, die sehr viele, teilweise nur weitläufig verwandte Arten umfassen.

Um ein System zu schaffen, das die Verhältnisse in der Natur so gut wie möglich wiedergibt, untersucht und vergleicht man Anatomie, Physiologie, Genetik, Verhalten, Ökologie und Fossilfunde sehr vieler Lebewesen. Heute sind über 2,0 Millionen Arten bekannt und zumindest teilweise beschrieben, aber weitaus mehr gilt es noch zu entdecken. Zu diesen Untersuchungen tragen alle Fachgebiete der Biologie bei. Die Disziplinen, die sich unmittelbar mit Fragen der Einordnung von Arten beschäftigen, heißen Taxonomie und Systematik. Die beiden Gebiete überschneiden sich erheblich, aber in der Taxonomie geht es mehr um die Benennung (Nomenklatur) und den Aufbau hierarchischer Systeme, während die Systematik sich eher mit der Aufklärung entwicklungsgeschichtlicher Verwandtschaftsverhältnisse befasst.

Die unterste Kategorie der Hierarchie ist die Art, und sie gilt auch als die einzige Gruppe, die in der Natur tatsächlich vorhanden ist. Die höheren Kategorien repräsentieren abstrakte Artengruppen. Eine Art besteht aus Individuen, die sich in vielen wichtigen Eigenschaften ähneln, untereinander paaren und fruchtbare Nachkommen hervorbringen, sofern es sich um eine Spezies mit sexueller Fortpflanzung handelt. Die Kreuzung mit Lebewesen anderer Arten ist entweder überhaupt nicht möglich, oder die dabei entstehenden Nachkommen sind überwiegend unfruchtbar (Bastarde & Hybriden).

Arten, die sich untereinander nicht kreuzen, deren Verwandtschaft aber an Merkmalen zu erkennen ist, die von einem gemeinsamen Vorfahren übernommen wurden, bilden eine Gattung. Die einzelnen Arten einer Gattung tragen einen zweiteiligen Namen (Binominalnomenklatur). Das erste Wort ist der Name der Gattung, und das zweite - meist ein beschreibendes oder geographisches Adjektiv - bezeichnet die einzelne Art. Diese Art der Benennung wurde 1758 ebenfalls vom schwedischen Naturforscher Linné eingeführt, der die moderne Taxonomie, wie bereits erwähnt, begründete. Er verwendete lateinische Namen, weil sich die Gelehrten seiner Zeit in dieser Sprache verständigten. Dem Menschen gab Linné den Gattungsnamen Homo (Mensch) und die Artbezeichnung sapiens (weise ==> man höre und staune!!!). Beim weiteren Aufbau der systematischen Hierarchie fasst man die Gattungen zu Familien zusammen, die Familien zu Ordnungen, die Ordnungen zu Klassen, die Klassen zu Stämmen und die Stämme zu Organismenreichen. Die Organismengruppen innerhalb dieser sieben Hauptebenen der Hierarchie bezeichnet man als Taxa. Die Definition eines Taxons beinhaltet jeweils die wichtigsten Merkmale, die alle in ihm enthaltenen Taxa gemeinsam haben.

Zur weiteren Unterteilung kann man die einzelnen Ebenen mit den Zusätzen Über- oder Unter- versehen. Außerdem gibt es in komplizierten Systemen noch Zwischenstufen wie die Kohorte (zwischen Klasse und Ordnung) und den Tribus (zwischen Familie und Gattung)


Auf der höchsten und somit allgemeinsten Ebene unterteilt man alle Lebewesen, die auf der Erde leben (rezent sind) und auch die auf der Erde gelebt haben (wenn gewünscht), in fünf Organismenreiche ein. Alle uns bekannten Lebensformen, egal ob Tier, Pflanze oder andere, sind in diesen Reichen zu finden und es ist möglich jede neu entdeckte Art hier zu integrieren - bis jetzt.

Zwei Reiche von Lebewesen, die Plantae (Pflanzen) und die Animalia (Tiere) erkannte Aristoteles schon im 4. Jahrhundert v. Chr., als er das erste biologische System aufstellte. Fest im Boden verwurzelte Pflanzen unterscheiden sich in Lebensweise und Evolution so stark von den zumeist beweglichen Tieren, die ihre Nahrung fressen, dass diese Vorstellung von den zwei Reichen bis vor nicht allzu langer Zeit erhalten blieb. Erst im 19. Jahrhundert, als man schon lange wusste, dass sich Einzeller nicht ohne weiteres in diese beiden Kategorien einordnen lassen, kam der Gedanke auf, für die einzelligen Lebewesen ein drittes Reich zu schaffen; man nannte es Protista. Und obwohl man außerdem bereits die Photosynthese kannte und wusste, dass sie die wichtigste Methode der Pflanzen zur Nährstoffproduktion ist, ordnete man die Pilze, die sich durch Absorption von Nährstoffen ernähren, wegen ihrer sesshaften Lebensweise weiterhin den Pflanzen zu. Heute wissen wir, daß die Pilze nicht zu den Planzen zählen, sondern in einem eigenen Reich anzusiedeln sind.

Nachdem es aber in jüngster Zeit immer bessere Methoden zur Untersuchung der Zellen gab, stellte sich zunehmend deutlicher heraus, dass die wichtigste Trennlinie in der Welt des Lebendigen nicht zwischen Pflanzen und Tieren verläuft, sondern zwischen Lebewesen, deren Zellen einen abgegrenzten Zellkern besitzen, und jenen, bei denen ein solcher membranumhüllter Kern fehlt. Die kernlosen Zellen nennt man Prokaryonten („vor dem Kern"), und solche mit einem Zellkern heißen Eukaryonten („echter Kern"). Prokaryontenzellen besitzen auch keine Organellen (Mitochondrien, Chloroplasten, hochentwickelte Flagellen und andere spezialisierte Zellstrukturen), von denen zumindest einige in allen Eukaryontenzellen vorkommen. Zu den Prokaryonten gehören die Bakterien und die Cyanobakterien, die man deshalb in der modernen Taxonomie in ein eigenes Reich mit der Bezeichnung Monera oder Prokaryotae einordnet.

Die Eukaryontenzellen entstanden viel später als symbiotische Verbindung zwischen Prokaryonten. Das Reich der Protista umfasst eine große Vielfalt von Einzellern, von denen manche allein leben, während andere Kolonien bilden. Wahrscheinlich sind alle Lebewesen in den Reichen der Vielzeller aus Protisten hervorgegangen. Das Tierreich (Animalia) besteht aus vielzelligen Organismen, deren Zellen in unterschiedlichen Geweben differenziert sind; außerdem sind Tiere mit Hilfe kontraktionsfähiger Gewebe ganz oder teilweise beweglich, und sie verdauen ihre Nahrung im Körperinneren. Die vielzelligen Lebewesen des Pflanzenreiches haben in der Regel Zellen mit einer Zellwand. In den Zellen befinden sich Chloroplasten, in denen sie durch Photosynthese ihre eigenen Nährstoffe herstellen. Zum fünften Reich, den Pilzen (Fungi), gehören ebenfalls vielzellige Arten, die aber ihre Nahrung außerhalb des Körpers verdauen und dann durch Hyphen aufnehmen; die Hyphen, aus denen ihr ganzer Körper besteht, sind Protoplasmaschläuche.

Diese Einteilung der Lebewesen in fünf Reiche gründet sich also auf drei Organisationsebenen: Die erste ist die der sehr einfach gebauten Prokaryonten, zur zweiten gehören die immer noch recht einfach strukturierten einzelligen Eukaryonten, und die dritte ist die Ebene der komplexen, eukaryontischen Vielzeller. Auf der letztgenannten Ebene kann man drei Evolutionsrichtungen unterscheiden, die durch drei unterschiedliche Arten der Ernährung gekennzeichnet sind; dies spiegelt sich in der unterschiedlichen Gewebeorganisation der Tiere, Pflanzen und Pilze wider.

Da sich meine Seiten mit dem Tiger beschäftigen ist das Hauptinteresse natürlich auf dem Tierreich. Das Tierreich begründet sich auf etwas 30 Stämmen, die in folgender Tabelle zu sehen sind:

Stamm deutscher Name geschätzte Artenzahl Beispiele
Flagellata Geißeltierchen 6 000 Trypanosoma brucei gambiense
Rhizopoda Wurzelfüßer 11 000 Amoeba proteus
Sporozoa Sporentierchen - Plasmodium malariae
Cnidosporidia - - Myxosoma cerebralis
Ciliata Wimpertierchen 5 500 Pantoffeltierchen (Paramecium caudatum)
Placozoa - 2 Trichoplax adhaerens
Porifera Schwämme 5 000 Geweihschwamm (Haliclona loosanoffi)
Cnidaria Nesseltiere 10 000 Gelbe Feuerqualle (Cyanea capillata)
Ctenophora Rippenquallen 80 Venusgürtel (Cestus veneris)
Mesozoa - 50 Pseudicyema truncatum
Plathelminthes Plattwürmer 13 000 Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis)
Gnathostomulida Kiefermündchen 100 Gnathostomula mediterranea
Nemertini Schnurwürmer 800 Prostoma graecense
Nemathelminthes Rundwürmer 12 000 Trichinella spiralis
Priapulida Rüsselwürmer 8 Priapulus caudatus
Kamptozoa Kelchwürmer 150 Loxosomella vivipara
Mollusca Weichtiere 50 000 Gemeiner Krake (Octopus vulgaris)
Sipunculida Spritzwürmer 200 Golfingia vulgaris
Echiurida Igelwürmer 140 Echiurus echiurus
Annelida Ringelwürmer 17 000 Regenwurm (Lumbricus terrestris)
Pogonophora Bartwürmer 120 Siboglinum caulleryi
Onychophora Stummelfüßer 100 Austroperipatus
Tardigrada Bärtierchen 300 Echiniscus testudo
Pentastomida Zungenwürmer 100 Nasenwurm (Linguatula serrata)
Arthropoda Gliederfüßer > 1 Millionen Küchenschabe (Blatta orientalis)
Tentaculata Kranzfühler 4 300 Zungenmuschel (Lingula unguis)
Chaetognatha Pfeilwürmer 70 Spadella cephaloptera
Echinodermata Stachelhäuter 6 000 Essbarer Seeigel (Echinus esculentus)
Hemichordata Kragentiere 80 Balanoglossus clavigerus
Chordata Chordatiere 50 000 Laubfrosch (Hyla arborea)
die etwas 30 Stämme des Tierreiches (Animalia)

Für Informationen über die Taxonomie der Katzen und des Tigers im Speziellen, gehen Sie bitte zur Seite Tigertaxonomie. Sollten Sie noch allgemeine Fragen zur Taxonomie haben, dann schreiben Sie mir bitte eine EMail:

© 2002 by Marc "Sesshoumaru" Meiner