Einleitung
Tigerverbreitung heute
Ausbreitungswege
die ost/südöstlichen Gebiete
Indien/Himalaya/Bengalen
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u Beginn möchte ich kurz auf die heutige Verbreitung des Tigers eingehen. Das Zentrum der heutigen Tigerpopulation liegt, wie man sich schon denken kann, in Indien. Dort leben noch etwa 3.750 Tiger in mehr als 300 Reservaten. Die indische Regierung ist die einzige, welche ein Programm zum Schutz der Tiger schon in den 70ern des vergangenen Jahrhunderts aufgelegt hat (Politik & Schutz). Die zweite größere Population ist nicht in Sibirien zu finden, wie man leichtfertig annehmen könnte. Der Sumatratiger auf der Sundainsel Sumatra stellt mit rund 500 Tigern die zweitgrößte Anzahl an Tigern einer Unterart. Vom Amurtiger leben heute wahrscheinlich keine 300 Tiere mehr in Freiheit. Keine Chancen sehe ich mehr für den Chinatiger (Amoytiger) und für den indochinesischen Tiger (Corbett's Tiger). Von jeder Unterart scheint es so, als gäbe es weniger als 100 Tiere - dies ist für den Erhalt dieser Unterart zu wenig.

Die rechts befindliche Grafik zeigt eine Darstellung des heutigen Verbreitungsgebiet. Zu sehen sind hier Indien, China, einige Teile Rußlands und ein großer Teil Indonesiens. Die grünen Flächen zeigen die Tigerpopulationen. Die Population sibirischer Tiger ist so weit verstreut und dünn, daß es nicht möglich ist, diese im gewählten Maßstab deutlich darzustellen.

 

 

 

 


 

Somit findet man Tiger heute auf dem indischen Subkontinent, im ostrussischen Sibirien, auf Sumatra und in Teilen Chinas. Alle anderen Verbreitungsgebiete die der Tiger besiedelte können heute schweren Herzens als Tigerfrei bezeichnet werden. Die diversen Gründe für dieses Geschehen können Sie unter Politik & Schutz (über den obigen Link) erfahren.


Jetzt möchte ich aber zu den glanzvolleren Zeiten des Tigers kommen. Auf meiner Perspektive macht es wenig Sinn, wenn ich hunderte von Ortsnamen ohne eine Landkarte benenne. Auf diesem Grund wird der Text immer wieder von Landkarten unterbrochen. Viele der Landkarten können auch im Kartenhaus gefunden werden - ich empfehle Ihnen ein Blick dorthin.

Dies ist eine schematische Darstellung der Tigerausbreitung in der Vergangenheit. Der schwarze Kreis ist die Region, in der sich die ersten modernen Tiger entwickelt haben, wobei der grüne Punkt in der Mitte das hypothetische Entstehungszentrum ist. Die gelben Pfeile stellt die Ausbreitungsrichtungen und Wanderwege dar. Der indische Tiger hat auf seinem Weg die geringsten Anpassungen durchlebt und ist somit die ursprünglichste Form -> und damit als Nominatform prädestiniert. Das Verbreitungsgebiet ist riesig gewesen. Nachfolgende Darstellung zeigt die Verbreitung über die Sundainseln.

Diese Darstellung zeigt den Verlauf der Ausbreitung des Tigers auf den heutigen Sundainseln. Der Tiger kam über Kambodscha in das heutige Malaysia. Von dort aus ist er nach Sumatra gekommen - über eine etwaige Landbrücke oder auch Durchschwimmen der Meerenge. Sumatra diente als Sprungbrett nach Java und nach Bali. Deswegen stelle sich heute immer noch die Frage, ob Java- und Balitiger wirklich eigene Unterarten waren oder auch das, was wir heute als Sumatratiger bezeichnen. In wie weit die Stellung des Sumatratigers als eigene Art Panthera sumatrae hier eine Rolle spielt ist jedoch fragwürdig.


Wie wir erkennen können ist das Kernland des Tigers das nordöstliche China. Von hier aus trat der Tiger seinen Siegeszug nach Norden, Westen und Süden an. Er erreicht die nördlichen Gebiete aus heutiger Sicht relativ einfach, da die klimatischen Bedingungen weitaus besser waren als heute. Das Klima des frühen Pleistozän in Nordost Asien war gemäßigt. Als im späteren Pleistozän jedoch durch die Eiszeit bedingt das Klima härter und kälter wurde, wurden die Tiger mehr und mehr nach Süden abgedrängt. Allerdings passten sich einige Tiger an diese verschärften Bedingungen an und konnten so bei Temperaturen bis -40° Grad Celsius im Winter überlegen - die Vorfahren der heutigen Amur- bzw. Ussuritiger.

Die Ausbreitung nach Zentralasien war wesentlich schwieriger. Beispielsweise gelangten die ersten Tiger das Kaspigebirge erst nach dem abklingen der Eiszeit. Die Informationen über Tiger im Westen Asiens sind extrem selten, jedoch existieren Berichte über Tiger, welche bis zum Baikalsee vordrangen bzw. auch im heutigen Afghanistan und Pakistan heimisch waren. Diese wurden jedoch relativ früh ausgerottet. In allen seinen ehemaligen Verbreitungsgebieten kam der Tiger regelmäßig vor - die heutige Situation resultiert jedoch aus anderen Gründen. Zu damaligen Zeiten war das Jablonowygebirges in Transbaikalien eine Grenze nach der westwärts kein regelmäßiges Vorkommen mehr vorhanden war.

Die stärksten Tigerpopulationen erstreckten sich jeher an großen Flüssen entlang. In Ostsibirien begrenzen die beiden Flüsse Amur und Ussuri das Kerntigergebiet. Es kamen aber auch Fälle vor in denen Tiger aus diesem Kerngebiet bis nach Sachalin vordrangen. Sachalin ist ein dem sibirischen Festland vorgelagerte Insel im pazifischen Ozean, die der Mündung des Amurflusses gegenüber liegt (auf der oberen Karte erkennbar).

Das Tigerareal erstreckte sich in diesem Bereich sogar bis nach Heiljongjang und den Ufern des Chankasees. Sogar die nördlichste Mongolei wurde hin und wieder von einzelnen Tigern durchstriffen. Um in dieser Ecke der Welt zu bleiben möchte ich noch die Tiger Koreas ansprechen. In Nordkorea gab es fast ausschließlich im Bereich des Puksubeksam Gebirges in der Nähe der Stadt Unesan Tiger. In anderen Teilen Koreas gab es kaum Tiger - dieser Umstand verursacht sogar heute noch Diskussionen, da die Gründe für diese Gebietsbeschränkung unklar zu sein scheinen. Selbst konnte ich kaum zu diesem Thema Informationen finden. Weitere Tigervorkommen im Osten Chinas sind nur aus den Küstenregionen überliefert - diese sollen auch im weiteren Verlauf keine weitere Rolle spielen.

Natürlich muß auch noch der südöstliche Teil des Tigergebietes genauer unter die Lupe genommen werden. Neben Hinterindien stammen auch zahlreiche Berichte aus Burma bzw. Myanmar. Eine große Anzahl von Tigern waren hauptsächlich aus dem oberen Chindwingebiet gekannt. Es ist jedoch klar belegt, daß der Tiger im gesamten Land Burma lebte. Er kam sogar auf der Halbinsel Malaka bin hinunter nach Singapore. Auch in Thailand lebten Tiger. Dort folgen sie hauptsächlich großen Flussläufen. Aus anderen Teilen von Thailand sind kaum bis gar nicht Tigervorkommen bekannt. Noch weiter südlich sind die Sundainseln natürlich noch vorhanden. Gute und verlässliche Berichte stammen vornehmst aus Sumatra. Der Tiger kam dort auch im entlegensten Ausläufer der Insel vor. Erst in der neueren Zeit ist dort der Tiger extrem stark bedroht. Auf der unteren Ausbreitungskarte können Sumatra, Java und Bali (rechts von Java) gesehen werden.


Nun nähern wir uns den Hängen des Himalaya und dem indischen Subkontinent. Tiger kommen hauptsächlich an den Südhängen des Himalayas vor. Von den Tigerländern sind hier in erster Linie Nepal, Buthan und Bengalen zu nennen. Ein starkes Verbreitsungszentrum erstreckt sich von Bengalen, über das gesamte Vorderindien bis hin an das Kap Cormorin. Für alle die Kap Cormorin nicht kennen, sei gesagt, daß dieses Kap die südlichste Spitze von Indien ist. Kanyakumari ist die größte Stadt am Kap das im Bundesstaat Tamil Nadu (Indien) liegt und ein religiöses Zentrum des Hinduismus ist.

Es gibt jedoch eine Ausnahme in Indien. An diesem Ort kamen nach dem heutigen Wissensstand nie Tiger vor. Die Rede ist von der Koromandelküste - dies ist die südöstlichste Küste Vorderindiens. Ebenfalls kamen nie Tiger auf Ceylon (Sri Lanka) vor. Auf die Gründe hierfür möchte ich aber erst am Ende meiner Ausführung eingehen. Die westliche Grenze der indischen Tigerpopulation ist auch heute das Aravalligebirge und die Ausläufer der Wüste Tharr. Die Tharrwüste ist etwa 800 km lang und 460m km breit. Sie liegt größtenteils im indischen Bundesstaat Rajasthan und ist mit Höchsttemperaturen von 50° Grad Celsius eine sehr "warme" Wüstensteppe.

Im westlichen Teil Nordindiens ist vor allem der Bundesstaat Kumaon berühmt berüchtigt als Menschenfresserland. In der Tat scheinen menschenfressende Tiger hauptsächlich hier vorzukommen - die Gründe liegen noch weitgehend im Dunkel. Ein ähnliches gebündeltes Vorkommen an Menschenfressern ist auch noch aus dem östlichen Teil Nordindiens bekannt, die Sundarbans - eine Küstenlandschaft in Bengalen, umfasst den Süden des Deltagebietes von Ganges und Brahmaputra. Dort sollen die gefährlichsten Tiger der Welt leben. Mehr hierzu finden Sie unter Menschenfresser. Aus anderen Tigergebieten oder gar von anderen Tigerunterarten als dem indischen Tiger sind Vorfälle wie Menschenfresserei nicht bekannt (mir!). Heute ist der Tiger nicht mehr in ganz Indien zu finden (siehe oberste Karte).

Für eine vergrößerte Darstellung können Sie auf die Landkarte klicken. So ist es möglich die Karte detailreicher zu betrachten.


Das Vorkommen des Tiger ins ganz Pakistan ist ein Zankapfel in der Wissenschaft. Es muß ausdrücklich betont werden, daß man Tiger mit Sicherheit nur in den östlichen Arealen Pakistans und Afghanistans nachweisen konnte. Einige Forscher gehen jedoch immer noch davon aus, daß beide Länder vollständig von Tiger "erschlossen" wurden. In den späten 70er Jahren des 20sten Jahrhunderts gab es auch Berichte über Tiger in der südöstlichen Türkei nahe der Stadt Uludere. Diese Region ist etwa 45 km von der türkisch-iranischen Grenze entfernt und liegt am Becken des Flusses Tigris - auch im Gebirge des Nordiraks.

Hier wurde ein ca. ein Jahr alter Tigerwelpe erlegt. In diesem Alter sind Welpen allerdings noch nicht selbstständig und so muß davon ausgegangen werden, daß die Tigermutter in der Nähe jagte. Es wäre extrem untypisch, wenn eine Tigerin mit ihren Jungen in diesem Alter die Geburtsregion verlassen würde. Somit war kleine Tiger in dieser Region geboren (wahrscheinlich). Das Tiger in dieser Region leben konnte also somit als Fazit gezogen werden. Inwiefern diese Schlußfolgerungen heute noch zutreffende sind oder ob sie retrospektiv betrachtet korrekt waren ist nicht nachvollziehbar.

Im kompletten Verbreitungsgebiet sind die Tiger nicht nur auf speziellen Höhenlagen zu finden. Egal ob Flachland oder aufsteigende Berge bis 3.500m, der Tiger kam dort je nach Populationsdichte regelmäßig vor - heute leider nicht mehr. Viele Forscher wie V. G. Geptner, A. A. Sludskij oder auch R. I. Pocock erforschten diese Umstände genauer, jedoch ist es hier kaum möglich alles diese Details zu erwähnen. Es gibt viele Kontroversen, um die Theorie der Tigerverbreitung, so beispielsweise die Frage, ob es auf Borneo Tiger gab. So wurde der Zahn eines jungen Tigers in Borneo gefunden. Es kann aber aus einem Zahn nicht abgeleitet werden, daß dort Tiger lebten.

Als Abschluß möchte ich mich noch mit Grenzen und Hindernisse im Tigergebiet beschäftigen. Warum gibt es keine Tiger in Sri Lanka war einer dieser Fragen! Dies kann man eigentlich nur mit der späten Ankunft des Tiger in Indien erklären. Nimmt man den Tiger als nördliches Tier an (gängige Auffassung), dann mußte er erst nach Indien auf den gezeigten Wegen "auswandern". Der Tiger kam als erst ins südliche Indien an, als Sri Lanka schon keine Verbindung mit dem Festland hatte. Da es aber Elephanten und Leoparden auf Sri Lanka gibt, haben diese den südlichen Lebensraum früher erschlossen. In der Tat ist anzunehmen, daß der Tiger erst von ca. 6.000 Jahren nach Indien kam. Während Tiere wie Elephant und Leopard als auch Löwe schon in frühen Kulturen benannt werden, erscheint der Tiger erst etwa 1.100 Jahre v. Chr. in der Mythologie.

Eine weiterer bemerkenswerter Umstand ist das nicht regelmäßige Vorkommen von Tigern in westlicheren Gebieten, wie bereits angesprochen. So haben die Tiger in Pakistan und die in Indien von der Ausbreitungslinie her nichts miteinander zu tun. Warum sind die indischen Tiger nicht bis nach Afghanistan gewandert oder die Tiger dort nach Indien?? Diese Frage ist einfach: Es gibt einen riesigen Wall zwischen diesen beiden Ländern, den Hindukusch. Dies ist ein weiterer Fakt, der die Abstammung des Tigers von Norden. Es kann ausgeschlossen werden, daß er ein südlich entstandenes Tier ist.

Schlußendlich muß ich noch den "Assam-Korridor" erwähnen. Natürlich Gebilde wie Wüsten und Gebirgsketten verhindern, daß bestimmt Tiere in andere Erdregionen vordringen, aber unter Umständen gibt es doch eine Lücke in diesem Sperrgürtel Diese werden dann Korridore genannt. Durch den Assam-Korridor gelangte der Tiger von Norden ins südliche Indien. Systeme wie die Hochgebirge von Kaschmir und auf der einen oder die westindischen Wüsten auf der anderen Seite des Assam-Korridors verhindern andere Passagen nach Indien. Viele andere Tiere folgten dem Tiger oder gingen ihm voraus, andere blieben in den Gebirgen, da ihnen dieser Lebensraum auch zusagte - jedoch der Tiger natürlich nicht, obgleich es auch einige wenige Tiger in den Hochgebirgsregionen des Himalaya gibt.


Für Informationen über die Biohistologie des Tigers, gehen Sie bitte zur Seite Biohistologie. Sollten Sie noch Fragen zur Verbreitungstheorie des Tigers haben, dann schreiben Sie mir bitte eine EMail:

© 2002 by Marc "Sesshoumaru" Meiner