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ber die Erkrankungen unter denen Tiger leiden kann man heute relativ wenig sagen. Obgleich wir heute wesentlich mehr über Tiger wissen, als noch vor 50 Jahren, gibt es zu diesem Thema nur wenige Angaben. Vor allem bei Informationen über freilebende Tiger sieht es sehr mager aus. Trotzdessen möchte ich mit einigen Informationen über die wilden Tiger beginnen. Diese Erkenntnisse sind in den vergangenen Jahrzehnten zusammengetragen worden und können für im Groben und Ganze für zuverlässig gehalten werden.

Beginnen möchte ich mit einer Virusinfektion die Mitglieder der Familie Felidae zwar selten befällt, aber einen ernsthaften Krankheitsverlauf zur Folge hat. Die Rede ist von der Tollwut (Lyssa). Viele mögen diese Krankheit für nicht weiter gefährlich halten, aber der Verlauf der Tollwut ist ohne Behandlung in 99% aller Fälle tödlich. Bei Tiger und den anderen Felidae wirken die gleiche Impfstoffe wie beim Menschen und diese werde auch gleich verabreicht.

Die obige Darstellung zeigt eine stark vergrößerte Aufnahme des Tollwutviruses. Bei Tieren kommt die Tollwut in zwei Erscheinungsformen vor, bei denen das Tier entweder sehr gereizt oder teilnahmslos und gelähmt ist. Die erste Form verläuft ähnlich wie beim Menschen. In der Erregungsphase versucht das Tier, jedes Lebewesen, das ihm in die Quere kommt, zu beißen. Bedenkt man die Kraft eines Tigers, dann sollte man bei solchen Symptomen nicht auf eigene Faust vorgehen. Bei der selteneren zweiten Form ist die Erregungsphase nur sehr kurz, oder sie fehlt ganz; statt dessen setzen schon in einem frühen Stadium die Lähmungen ein, zunächst in Kiefern und Kehlkopf.

Die Tollwut wird schon in medizinischen Schriften aus der Zeit um 300 v. Chr. erwähnt, aber wie sie übertragen wird, erkannte man erst 1804. 1884 entwickelte der französische Bakteriologe Louis Pasteur einen Impfstoff zur Vorbeugung gegen Tollwut. In abgewandelter Form wird Pasteurs Methode bis heute verwendet; sie hat dazu geführt, dass sehr viel weniger Tiere/Menschen als früher an Tollwut sterben. Die moderne Therapie bei Tieren mit Tollwutverdacht sieht so aus: Zunächst wird die Wunde möglichst schnell und gründlich gereinigt (notfalls mit Wasser und Seife). Anschließend erhält die betroffene an der Bissstelle und anderen Körperstellen Injektionen von Tollwut-Hyperimmunserum. Dann folgen 14 bis 30 Tage lang tägliche Injektionen des Tollwutimpfstoffes; zudem werden in Abständen von jeweils zehn Tagen zwei weitere Auffrischungsimpfungen gegeben. Der herkömmliche Impfstoff enthält abgetötete Viren, die in Hühnereiern gezüchtet werden. Eine neuere Vakzine besteht aus Erregern, die aus menschlichen Labor-Zellkulturen stammen; dieser Impfstoff ist ungefährlicher, und es sind weniger Injektionen erforderlich.


Über andere Erkrankungen gibt es nur einzelne Nachweis. Es macht daher keinen Sinn alle diese Vorkommnisse einzeln aufzuzählen, deswegen habe ich mir eine Aufzählung in Tabellenforum entschieden. Auf gewisse Besonderheiten gehe ich dann am Ende der Tabelle noch einmal näher ein.

Tigerunterart
Erregertyp
Klasse
Virus & Erreger
Beschreibung
Amurtiger
Wurm
Saugwurm (Trematoda) Paragonimus westermani Lungenegel
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Fadenwurm (Nematoda)
Dirofilaria ursi in Lungenarterie oder rechter Herzkammer; Blutparasit; herzwurmartig
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Physaloptera praeputiale keine Informationen
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Gnathostoma spinigerum Egel; Blutparasit
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Bandwurm (Cestoda) Taenia bubesei bis 9m lang; Darmparasit
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Zecke
Zecke (Ixodidae) Hyalomma marginatum Ektoparasit
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Hyalomma detritum Ektoparasit
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Dermacentor silvarum überträgt Rickettsia rickettsii; Felsengebirgsfieber; Thrombosen;
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Rhipicephalus turanicus Ektoparasit
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Boophilus calcaratus Ektoparasit
indischer Tiger
Wurm
Saugwurm (Trematoda)
Paragonimus westermani Lungenegel
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Fadenwurm (Nematoda)
Toxocara spiralis Darmparasit; auch andere Organe
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Bandwurm (Cestoda)
Taenia pisiformis keine Informationen
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Diphyllobothrium erinacei meist bei Fischen
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Zecke
Zecke (Ixodidae)
Hyalomma kumari Ektoparasit

Diese Tabelle ist natürlich nur eine relativ grobe Aufzählung der Erkrankungen bei Tigern. Da die Erforschung, wie bereits erwähnt, noch nicht sehr tief in diese Materie eingedrungen ist, kann ich zu den wildlebenden Tiger nicht viel mehr sagen. Nur ein paar Allgemeinplätze kann ich noch besteuern.

So ist von Löwen aus Südafrika bekannt, daß sie stark an Tuberkulose leiden. Diese Erkrankung wurde auch an Tigern festgestellt, jedoch scheint der Tiger mit dieser Erkrankungen wesentlich besser fertig zu werden als der afrikanischer Löwe. Wie bekannt wird die Tuberkulose durch das Bakterium Mycobacterium tuberculosis ausgelöst und ist ein Erkrankung der Lungen. Eine Verkalkung der Lungenbläschen ist die Folge dieser Krankheit.

Das erste spezifische Tuberkulosemedikament wurde 1944 verfügbar, als der amerikanische Mikrobiologe Selman Abraham Waksman das Antibiotikum Streptomycin entdeckte. Dieser Errungenschaft folgte 1948 die Entwicklung von PAS (Para-Aminosalicylsäure) und später von Isoniazid und anderen Arzneimitteln, welche die Tuberkulosebehandlung revolutionierten (siehe Antibiotika).


Aus den zoologischen Gärten liegen mir erstaunlicher Weise auch keine bahnbrechenden Erkenntnisse vor. Der Tiger ist für die selben Erkrankungen anfällig, wie auch die frei lebenden Tigern. Jedoch kommen noch ein paar Phänomene hinzu, welche man in der Natur noch nicht gefunden hat.

Unter anderem sind dies Pneumonien. Pneumonien ist ein Sammelbegriff für über 50 Arten der Lungenentzündung. Das Felsengebirgsfieber (Rickettsia rickettsii) fällt auch unter diese Kategorie - diese Krankheit kommt auch in der freien Wildbahn vor, jedoch nicht in der Schwere wie dies in Zoos vorkommt. Lungenentzündungen sind ein sehr komplexes Thema, auf das ich aber hier nicht weiter eingehen möchte. Aber den sogenannten Katzenschnupfenkomplex möchte ich noch erwähnen.

Katzenschnupfen ist eine klinisch schwer voneinander abzugrenzenden Infektionskrankheiten des Nasen-Rachen-Raumes bei Katzen. Bei Komplikationen können Lungenentzündungen (Pneumonien) auftreten. Verschiedene Viren (Herpes-, Calici-, Picorna-, Reo-, Parainfluenzaviren sowie Chlamydien und Mycoplasmen) können als Mono- bzw. Mischinfektion den Katzenschnupfenkomplex auslösen. Eine Therapie ist nur symptomatisch möglich, in größeren Tierbeständen gibt es oft verlustreiche Seuchenausbrüche (Endemien). Die Therapie besteht in unterstützenden Antibiotikagaben über einen längeren Zeitraum, um gefährliche Sekundärinfektionen zu bekämpfen. Da die oberen Luftwege durch die Entzündung sehr empfindlich sind, muss auf eine ausreichende Luftfeuchtigkeit von mehr als 80 Prozent geachtet werden.

Ein in neuerer Zeit auftretendes und zunehmend kritischeres Problem ist das sogenannte Katzen-AIDS. Wie beim Menschen wird diese Krankheit durch eine Mutante des HI-Viruses ausgelöst und hat bei Katzen, also auch Tigern, die selben Auswirkungen wie bei Menschen, Affen und anderen Säugetieren. An HIV leidende Tiger sterben häufig durch Tuberkulose oder leichtere, sonst ungefährliche, Infektionen.

An Parasiten wie Würmer und Zecken sind noch Malleus, Rotzerkrankungen, zu erwähnen. Diese Leiden werden bei den Tigern meist durch Bakterien wie Malleomyces mallei verursacht. Des weiteren sind der Statistik noch Pasteurellosis und Paratyphus zu erwähnen. Pasteurellosis wird mit Geflügelcholera in Verbindung gebracht, während Paratyphus-Salmonellen eine Lebensmittelvergiftung darstellen. Diese Probleme wurde wie gesagt nicht in freier Natur, sondern nur in zoologischen Gärten beobachtet. Andere Parasiten, wie Trichinella spiralis (Trichine die Darm, Blutbahn und Lymphsystem durchwandern), soll nun aber nicht weitere Erwähnung finden.


An welchen anderen Ursachen sterben Tiger auch? Nun, diese Frage läßt sich einfach beantworten. Es gibt eigentlich nur einen Grund aus dem ein sonst gesunder Tiger sterben könnte - Hunger. In kalten Wintern oder in Gebiete in denen das Rotwild ausgerottet bzw. stark dezimiert wurde, kann auch ein Tiger nicht mehr genügend Nahrung finden. Mit jeder Stunde ohne Jagderfolg sinken die Chancen Beute zu machen. Wenn ein Tiger keine Beute macht, dann wird er immer schwächer und stirb dann im schlimmsten Fall an Erschöpfung.

In extrem kalten Wintern kann es auch vorkommen, daß ein Tiger erfriert. Dies kommt aber sehr selten vor, da der Tiger doch gut für große Minustemperaturen gerüstet ist. In den wärmeren Lebensräumen, wie Indien, kommen Erfrierungen natürlich nicht vor. Der einzige Grund für einen vorzeitigen Tigertod kann hier eigentlich nur eine Verletzung sein, welche die Jagd stark negativ beeinflußt. Von anderen Gründen, wie der Bejagung durch den Menschen, angesehen. Einen Tiger haut umgangssprachlich nichts so schnell um, dennoch ist auch er nur eines von vielen Lebewesen, welches sich gegen die Angriffe von Mikroorganismen nicht direkt verteidigen kann.

Auch große Katzen wie der Tiger haben es verdient, daß alles getan wird, um eine Erkrankung zu vermeiden oder das eine bereits vorhandene Erkrankung mit allen möglichen Mitteln behandelt wird. Dies ist kein Luxus, sondern das Recht eines jeden Lebewesens - das wir als vermeintlich zivilisierteste Lebensform des Planen zu achten haben.


Ein Muskelband, das Diaphragma (Zwerchfell) genannt wird, trennt die Brusthöhle von der Bauchhöhle. Defekte bei Muskeln, die die Körperhöhlen umschließen, nennt man Hernien oder Brüche. Katzen leiden an zwei Hauptarten: Zwerchfellriß oder Bruch (diaphragmatische Hernia) und Bauchfellriß oder Bruch (peritoneal-pericardiale diaphragmatische Hernia). Ersteres ist die Folge einer Verletzung, letzteres ein angeborener Defekt.

Wenn das Zwerchfell nicht mehr Brusthöhle von Bauchhöhle trennt, wandern die Organe aus der Bauchhöhle in die Brusthöhle und drücken auf Herz und Lunge. Symptome von jeder dieser Hernien-Arten sind Kurzatmigkeit, Atemschwierigkeiten, Herzrasen, Herzrhythmusstörungen, Magen-Darm-Störungen, Gewichtsverlust oder allgemeines Unwohlsein. Manche Katzen, besonders jene, die mit diesem Defekt geboren werden, zeigen nur wenige Anzeichen. Sie wachsen und leben mit dem Defekt und lernen, ihn zu kompensieren.

Eine weitere Krankheit, die das Herz angreifen kann, ist die bakterielle Endokarditis, eine Infektion der Herzklappen, die zu ernsthaften Problemen führen kann, sogar zu dauerhaften Herzklappendeformationen. In manchen Gegenden können Katzen Herzwürmer von Moskitostichen entwickeln. Herzwürmer sind bei Katzen vergleichsweise eher seltener als bei Hunden, weil Katzen eine höhere Resistenz für eine derartige Infektion haben und nur minimal jenen Moskitos ausgesetzt sind, die den Herzwurm übertragen.

Weil das Katzenherz relativ klein ist, ist ein diagnostischer Test sehr schwer. Bei Tieren mit größerem Herzen kann der Tierarzt verschiedene Stellen durch Abhören genau unterscheiden. Ein EKG (Elektrokardiogramm) produziert bei Katzen nur kleine Meßabschnitte, die schwierig zu interpretieren sind.

Die kardiale Sonographie oder das Sonogramm ist die beste diagnostische Maßnahme, die für die Beurteilung der Herzfunktion und der Erscheinungsform des Herzens zur Verfügung steht. Röntgenaufnahmen des Herzens sagen dem Veterinär, wie groß das Herz ist und welche Form es hat, aber nicht, wie das Blut hindurchgepumpt wird. Ultraschall bewirkt die Sichtbarmachung und zeigt die Ausmaße der individuellen Herzkammern, Herzklappen und der Hauptblutgefäße. Es kann ebenso die Herzleistung und die Muster des Blutstroms zeigen. Diese Information ist äußerst wichtig, wenn der Tierarzt eine Herzkrankheit diagnostizieren muß. Ultraschall zeigt auch die Reaktion auf eine medikamentöse Therapie auf.

Das Blutdruckmessen bei Katzen wird bereits zur Routine. Der höhere Druck, genannt der systolische, tritt auf, wenn das Herz sich zusammenzieht, der niedrigste Wert, genannt der diastolische, erscheint, wenn das Herz sich wieder entspannt. Hypertonie oder hoher Blutdruck kann bei älteren Katzen mit Nierenerkrankungen oder Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyroidismus) auftreten. Ist das Herz anhaltendem hohen Blutdruck ausgesetzt, kann es geschwächt werden. Schilddrüsenüberfunktion kann zu einer Überreizung des Herzmuskels führen, der sich vorzeitig erschöpft und schließlich versagt. Um den Bluthochdruck zu bekämpfen, muß man erst die zugrunde liegende Krankheit bekämpfen. Wird keine solche Krankheit gefunden, können Medikamente eingesetzt werden.


Anämie nennt man die zu niedrige Zahl der roten Blutkörperchen, sie kann zu einem lebensbedrohenden Zustand werden. Gewebe, das nicht genug Sauerstoff und Nährstoffe erhält, kann nicht richtig arbeiten. Es gibt viele Ursachen für Anämie. Sie kann von starken Blutungen und großem Blutverlust herrühren. Ein enormer Flohbefall kann Anämie hervorrufen, wenn das Tier von den Parasiten förmlich "ausgesaugt" wird. Sie kann ebenso ausgelöst werden durch schlechte oder falsche Ernährung oder eine chronische Erkrankung. Wenn Medikamente oder Krebs das Knochenmark angreifen, welches die unausgereiften roten Blutkörperchen speichert, kann ebenfalls Anämie entstehen. Ein Parasit, der die roten Blutkörperchen angreift, Hemobartonella, kann die Katze befallen. Diese Organismen dringen innerhalb des Körpers der Katze in die roten Blutkörperchen ein und zerstören sie. Auch andere Parasiten können Anämie verursachen.

Die Behandlung von Anämie ist auf die speziellen Ursachen abgestimmt. Eine Bluttransfusion kann eine erste Hilfe sein, bis der Körper der Katze wieder aus eigener Kraft genug rote Blutkörperchen erzeugen kann. Katzen haben zwei Blutgruppen: A und B. In Nordamerika haben etwa 98 % aller Katzen Blutgruppe A. Blutgruppe B findet man meistens in ganz bestimmten Rassekatzen, wie den Britisch Kurzhaar, Devon Rex, Cornish Rex, Abessiniern und Somalis.

Es gibt auch Erkrankungen, die andere Arten von Blutzellen befallen. Leukämie ist bei Katzen nichts Ungewöhnliches. Leukämie ist eine stark erhöhte Anzahl einer weißen Blutzellenart. Üblicherweise verursacht das Feline Leukämie-Virus jedoch nicht Blutzellen-Leukämie. Es ist typischer für dieses Virus, Anämie auszulösen.

Da das Blut durch den gesamten Körper strömt und mit allen Geweben in Verbindung steht, kann das Austesten der Zellkomponenten und der chemischen Zusammensetzung bei der Diagnose der verschiedensten Krankheiten helfen. Ein komplettes Blutbild z.B. zeigt das Verhältnis der einzelnen Blutbestandteile, deren Anzahl und Zellstrukturen auf. Eine chemische Auswertung analysiert die organischen Enzyme, Elektrolyte, Hormonspiegel, Nährstoffe und Stoffwechselprodukte.

Für die Gesundheit unserer Katze ist es lebensnotwendig, daß wir das feline Herz-Kreislauf-System verstehen. Sollten diesbezügliche Probleme auftauchen, hilft es uns, besser mit unserem Tierarzt reden zu können, wenn wir darüber Bescheid wissen.


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© 2002 by Marc "Sesshoumaru" Meiner