Startseite
Anatomie
 

SchädelKörperbauBeineSchwanz

T

igertatzen sind wohl eine der schönsten Aussprägung dessen, was der Mensch als Hand bezeichnen würde. Schon mehrere Male wurde von mir erwähnt, daß der Mensch und der Tiger (alle anderen Katzen natürlich auch) zur selben Klasse der Lebenformen, nämlich zu den Säugetieren. Von daher gibt es auch Homologien im Aufbau der Hände bzw. Tatzen. Vom Grundbauplan jedoch sind sie nicht unterschiedlich. Auf die einzelnen Unterschiede im Aufbau, sowie im speziellen den Krallen, die im Grunde unsere Fingernägel sind, wird auch eingegangen werden.

Auf der obigen Abbildung kann man sehr schön zwei wunderschöne Tatzenpaare von Welpen des Amurtigers sehen. Die rote Markierung zeigt auf den Zwischenraum an den Tatzen. Die Krallen gefinden sich an der Mitte eines jeden Fingers und verschwinden in einem Krallenschaft, wenn diese eingezogen sind. Es handelt sich um eine Art ledrigen "Beutel" in dem die Krallen verschwinden. Anhand der Lage der verschiedenen Tatzen kann man bereits erkennen, daß das "Tatzengelenk" genau so flexibel und beweglich wie das Handgelenk eines Menschen ist. Es ist jedoch sehr schwierig Abbildungen vom Skelettbau der Pranke zu finden, jedoch habe ich ein paar brauchbare Abbildungen gefunden, die auch gleichzeitig Raritäten sind.

Diese fünf Abbildungen zeigen den Knochenaufbau es Skelettes einer Tigerpranke. Die meisten Erkenntnisse sind jedoch auch auf die Pranken anderer Großkatzen und auch teilweise auf alle Katzenarten übertragbar. Die erste Abbildung zeigt eine Vergrößerung der Vorderpranken eines Tigers. Die oberen beiden Knochen sind die Speiche (A) und die Elle (B). Darunter folgt die Vorderfusswurzel (C) die den Ansatz der eigentlichen Pranke bildet und als Bindeglied auch die Beweglichkeit der Tatze maßgeblich beeinflusst. Der mittlere Teil der Pranke (D) wird wegen der Position auch Vordermittelfuss genannt. Wie einfach zu erkennen ist bilden dann die einzelnen vier Zehen (Vorderzehen), da die Dritte (#) rückgebildet ist und den Boden nicht mehr berührt. Die zweite Abbildung von Links zeigt dann noch einmal eine eine Darstellung der linken vorderen Pranke eines Tiger, auch dem man auch sehr schön den Ansatz der Krallen erkennen kann (siehe grüne Markierung).

Die dritte Abbildung von links zeigt nun eine der wenigen Darstellung die von den hinteren Pranken zu finden war. Ganz oben in dieser Darstellung sieht man einen Ausschnitt der Beckenkonstruktion (F) eines Tigers. Von der Anordnung der Knochen folgt nun genau wie beim Menschen der Oberschenkel bzw. das Oberschenkelbein/Femur (G). Für diese Darstellung weniger wichtig sind die Schwanzwirbel (H). Hinunter Richtung Tatze folgt auf das Kniegelenk das Schienbein (I) und letztlich in die Tatze übergehend beiderseits die Hinterfusswurzel (J), welche die gleiche Funktion wie die Vorderfusswurzel (C) hat. Simultan zum Vordermittelfuss (D) gibt es dort den Hintermittelfuss (K). Der Abschluß sind dann natürlich die hinteren 4 Zehen (L). Die fünfte Zehe ist komplett zurückgebildet und existiert nur noch als Ansatz am Knochen.

Von rechts gesehen die zweite Abbildung zeigt nun noch einmal die vorderen Pranke in größerem Zusammenhang. Dabei ist oben der Oberarm/Femur (M) zu sehen, der auch Oberarmbein genannt wird. Wie bei der ersten Abbildung folgen dann Elle (N) und Speiche (O). Der Vordermittelfuss (P) ist dann wiederrum folgend. Die letzte Abbildung zeigt dann einmal eine Tigerpranke die gerade in Aktion ist. Dies ist eine der seltenen Photographien auf der man sehr schön erkennen kann, daß der Aufbau der Tigertatze nicht so verschieden vom Aufbau der menschlichen Hand ist. Der einzige echte Unterschied ist, daß der Tiger seinen Daumen nicht den anderen Fingern gegebüberstellen kann. Könnte er dies, wäre die Tigertatze ein ebenbürdiges Greifinstrument, wie die Hand eines Menschen.

Nun wende ich mich den sekundären Waffen des Tigers zu, den Krallen. Die Krallen bestehen aus einer Hornstruktur, welche sich wiederum aus zwei Strukturen zusammen setzt. Gemeint sind hier die harte obere Krallenplatte und die weichere untere Krallensohle. Da sich nun die weichere Krallensohle stärker verschleißt als die Krallenplatte ist ein ständiger Prozess der autonomen Schärfung der Krallen, wären des Gebrauches, im Gange. An den sogenannten Kratzbäumen, die es in jedem Tigerrevier gibt, werden dann die Reste der vorhergegangenen Krallenschicht entfernt.

Ein weiterer Aspekt der betrachtet werden sollte ist hier der Umstand des Einsatzes der Krallen. Obwohl ich mich hier explizit mit dem Tiger beschäftige treffen die meisten Aussagen auf viele andere Mitglieder der Familie der Felidae ebenfalls zu. Meistens ist die Rede von der Fähigkeit der Felidae ihre Krallen einziehen zu können. Dies ist streng genommen so nicht haltbar. Eigentlich sollte man vor herausstreckbaren Krallen sprechen. Werden diese nicht benötige sind sie in lederartigen Hautscheiden vor Abnutung und Beschädigung geschützt. Die einzige Ausnahme unter den Großkatzen ist der Gepard (Acinonyx jubatus), der nicht in der Lage ist seine Krallen einzuziehen (die Nomenklatur spricht für sich).

Der Tiger besitzt an jeder Extremität fünf Zehen. An den beiden Armen (Vorderfüßen) besitzt jede Zehen eine sichelförmig gebogene Kralle, wobei zu beachten ist, daß die erste Zehe, die auch Pollex genannt wird, stark verkürzt ist und daher den Boden während des normalen Gehens in der Regel nicht berührt. An den Hinterfüßen des Tigers befinden sich zwar ebenfalls fünf Zehen jedoch ist die erste Zehe, die auch Hallux genannt wird, ebenfalls nicht voll ausgebildet. Die Hallux ist sogar nur rudimentär am Skelett des Fußes vorhanden und tritt äußerlich gar nicht mehr in Erscheinung. So tragen natürlich auch nur die vier verbleibenden Zehen eine Kralle, die in Form und Größen den vorderen ähneln. Gesondert zu erwähnen ist auch, daß die zweite bis fünfte Zehe der Vorderpranken jeweils drei Gelenke besitzen, während die erste Zehe nur aus zwei Zehenglieder (Phalangi) besteht. Die Krallen erreichen eine Länge von bis zu 100mm am Außenbogen gemessen. Es dürfte eigentlich nicht schwer sein sich vor Augen zu führen, was für eine Waffe diese Krallen darstellen. Sie werden oft in ihrer Bedeutung mit der der Primärangriffswaffe (Gebiss) gleichgestellt oder nur wenig darunter eingestuft.

Mehr Informationen zur Muskulatur der Pranken und der Krallen finden man auf der Seite über den Aufbau der Beine. Die obige Darstellung soll nun schematisch zeigen wie die Knochenkontruktion mit den Krallen verbunden ist und wie diese Aufgebaut sind (Schnittdarstellung). Leider gibt es keine Möglichkeit die anatomischen Fachbegriffe zu umgehen. Auf der Abbdildung nicht der Reihenfolge nach der unguicularer Kamm (1), unguicularer Fortsatz (2), Krallenplatten (3), Tatzensohle (4), Beugertuberkel (5), untere Krallenbeugemuskelsehe (6), mittlere Knochenphalanx (7), gebündelte Streckmuskelsehnen (8), Haut der Klauenscheide (9), Streckmuskelfortsatz (10).

Die ersten beiden Abbildungen von links sollen nocheinmal die Funktion der Krallen darstellen. Die rechte Grafik stellt eine Zeichnung einer verwundeten Pranke dar, auf der man auch sehr schön erkennen kann, wo die Krallen befindlich sind und wie die Anordnung dieser bei nährere Betrachtung aussieht. Hier dargestellt ist eine Tatze in der die Stacheln eines Wildscheins stecken. Dies kann in der freien Natur hin und wieder vorkommen und ist sehr schmerzhaft, da sich diese Stacheln durch ihren Aufbau langsam durch das Fleisch hindurch bewegen. Mehr Informationen hierzu findet man unter "Jagdverhalten des Tigers".

Die letzten Darstellungen in diesen Kapitel beziehen sich nochmals auf die Eigenheiten der Tigerpranken. Die linke Darstellung ist ein Gibsabguss einer Tigerpranke, die ich leider nicht in besserer Qualität einscannen konnte. Die Pranke ist im Durchschnitt 14,0cm hoch und 11,4cm breit. Das nächste Bild weiter links ist eine Photograhpie eines realen Prankabdrucks im Sand. Die letzen beiden Bilder zeigen die Sohle einer Tigertatze. Sie ist immer schwarz gefärbt, lediglich die fünfte Zehe (Pollex) ist hell gefärbt. Dies ist die Färbung bei "normalfarbenen" Tigern. Bei den weißen Tigern ist es so, daß die komplette Sohne der Tatzen hell ist, da auch hier wie beim Fell Melaninmangel vorhanden ist. Diese zeigt die ganz rechte Darstellung. Mehr Informationen über weiße Tiger findet man in der entsprechenden Rubrik.

Ich hoffe, daß ich die Informationen im Zusammenhang mit den Tatzen und den Krallen des Tigers verständlich und komplett darstellen konnte. Obgleich es sicherlich noch mehr zu sagen gäbe ist das Problem meistens, daß es keine geeigneten Darstellungen gibt. Somit möchte ich dieses Thema schließen und hoffe, daß es viele Informationen weitervermitteln konnte.

Falls es noch weitere Fragen gibt, kann man mir hier einfach eine EMail schreiben:


© 2002 by Marc "Sesshoumaru" Meiner